Wer war Heinrich Tönnies?

Heinrich (Heiner) Tönnies wurde am 11.4.1936 geboren. Er wuchs im niedersächsischen Alfeld an der Leine auf.


Die Eltern, die eine Metzgerei und eine Gastwirtschaft besaßen, konnten sich wenig um die Erziehung der Kinder kümmern. Er war relativ unbeaufsichtigt und verbrachte seine Freizeit mit einer Horde von Kindern, wobei er zu Hause viel mithelfen musste, so dass nicht viel freie Zeit blieb.


Der junge Heiner sollte den elterlichen Betrieb übernehmen, und so musste er früh von der Schule  und wurde in die Metzgereilehre gedrängt. Wie viele andere seiner Generation hatte er keine Chance eine weiterführende Schule zu besuchen.


Im Rahmen seiner Ausbildung kam er auch in das Hamburg der Nachkriegszeit und lernte dort in einer Metzgerei das traditionelle Handwerk in einer Zeit als dry aged beef noch die Normalität war. Mit dem wenigen Geld das er besaß, wohnte er in einer Unterkunft in einem Stundenhotel, erst später merkte er, dass sie tagsüber auch anderweitig genutzt wurde. Lachend erzählte er später oft von dieser Situation und seiner Naivität als junger Mann.

1958 besuchte er wegen zahlreicher Gesundheitsbeschwerden einen alten jüdischen Arzt. Er klagte unter anderem über feste schmerzende Haut, Schmerzen in den Weichteilen und Atemnot bei körperlicher Belastung.


Der Arzt riet ihm weniger Fleisch zu essen, vor allem aber rief er ihn beim Hinausgehen noch einmal zurück und empfahl ihm sich mit Yoga zu beschäftigen.


Ein Schlüsselerlebnis, das er später immer wieder erwähnte. Diese Begegnung hatte ihn tief beeindruckt. Nach drei Wochen reduziertem Fleischkonsum war er wieder gesund und er begann sich mit östlicher Geisteskultur und Ernährung zu beschäftigen.


Zurück in Alfeld ereignete sich 1960 ein schwerer Schicksalsschlag, der eine Wende in seinem Leben einleitete.


Ein entgegenkommender Sattelschlepper verlor bei spiegelglatter Fahrbahn die Kontrolle über den Anhänger der ins Rutschen kam und sich auf der Fahrbahn quer stellte. Tönnies fuhr frontal in den Anhänger. Die Folge war eine Gehirnquetschung und mehrfache Trümmerfrakturen des Schädels. Er wurde in das kleine Kreiskrankenhaus Alfeld gebracht, weitere Transportwege hätte er nicht überlebt. Ein zufällig an diesem Abend diensthabender sehr erfahrener Chirurg wagte dann doch die Operation, an ein Überleben hatte auch er nicht geglaubt, doch der schwerst verletzte Tönnies sagte auf dem OP-Tisch, dass seine Seele in Harmonie sei und der Geist seinen Körper wieder herstellen werde und so kam es dann auch.

Es folgte eine lange Rekonvaleszenz. Anfangs war das Gesicht noch vollkommen instabil, er musste den Kopf mit den Händen an den eigenen Haaren hochziehen, was dazu führte, dass er aus allen Gesichtswunden blutete, womit er auch gerne Mitpatienten schockierte. Trotz der vielfachen Traumatisierung hatte er seinen Humor nicht verloren.


Er war anschließend über Jahre behindert und arbeitsunfähig. Er hatte Sprachstörungen, die so weit gingen, dass er viersilbige Worte nur mit Mühe sprechen konnte. Wegen der Koordinationsstörungen der rechten Hand konnte er die Hand nur unter optischer Führung und Kontrolle nutzen. Durch die Störungen im Bein war er schwer gehbehindert und hatte anfänglich einen totalen Gedächtnisverlust. Erst nach acht Jahren kehrte das Gedächtnis vollständig zurück.


Die ärztliche Prognose war eine lebenslange Schwerbehinderung mit Erwerbsunfähigkeit.

Durch die Begegnung mit dem Arzt in Hamburg hatte er erkannt, dass Ernährung eine große Rolle spielen kann. Um wieder zu gesunden, intensivierte er die Beschäftigung damit, die Folgen konnte er als schwer kranker Mensch nun sehr viel genauer beobachten.


Natürlich studierte er auch vorhandene Ernährungslehren und -empfehlungen. Eine salzarme Kost zum Beispiel verursachte furchtbare Beschwerden. Er bekam starke Kopfschmerzen und eine Verschlechterung der Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen. Im Rücken hatte er starke Krämpfe, so dass er ein Stützkorsett tragen musste. Erstmals entwickelte sich ein Augenzittern (Nystagmus). Neu waren auch Rotverfärbungen und starkes Brennen der Narben im Gesicht. Zu viel Salz bekam ihm aber auch nicht, genauso wie diverse andere Diäten, zum Beispiel mit einem hohen Getreide- oder Rohkostanteil. Welche Diät er auch versuchte, früher oder später verschlechterten sie seine Beschwerden.


Er erkannte, dass er für die Regeneration und dadurch auch die Leistungsfähigkeit eigene Wege gehen musste. Daraufhin begann er einzelne Substanzen zu versuchen. Diese Selbstversuche führten allmählich zu einem immer komplexer werdenden Wissen über die Zusammenhänge der einzelnen Nahrungsbestandteile sowie deren körperliche, seelische und geistige Wirkungen und zu einer Stabilisierung seines Gesundheitszustandes.

Mit diesen Erfahrungen und seiner durch östliche Geisteskultur geprägten Lebenseinstellung  entstand der Wunsch in der Heilkunde tätig zu werden.


Bei der letzten Begutachtung empfahl ihm der Arzt sich beruflich zu orientieren, da wider Erwarten die Schwerbehinderung und die Berentung beim nächsten Mal aufgehoben werden würden.


Er zog daraufhin nach München und studierte an der dortigen Heilpraktikerschule. In München lernte er auch seine spätere Frau Brigitte kennen, mit der eine Familie gründete und vier Kinder bekam.


1965 bekam er Kontakt zu Schriften des Agni Yoga. Er las, dass Vitamine Substanzen der höheren Welt sind, deren Wirkung genau untersucht werden sollte. Die Referenten in der Heilpraktikerschule konnten ihm dabei nicht helfen.


Durch das Grundwissen der Funktionen des Körpers, vor allem aber durch intensive Lektüre der medizinischen Fachliteratur erarbeitete er sich daraufhin selbst umfassende Kenntnisse in Medizin, Physiologie und Biochemie.


Zusammen mit dem Wissen über alternative Heilweisen, wie zum Beispiel den kompletten Werken des Paracelsus, der traditionellen chinesischen Heilkunde und der Homöopathie schuf er sich eine breite Basis für seine Tätigkeit als Heilpraktiker.


Vor allem aber intensivierte er die Selbstversuche an einzelnen Nahrungsstoffen. Er machte die Erfahrung, dass Vitamine häufig als Monosubstanzen nur einige Tage eine positive Wirkung zeigten, danach verlor sie sich oder es entwickelten sich diverse Beschwerden.

Bei Spurenelementen beobachtete er, dass sie häufig gleiche Wirkungen wie Vitamine auslösten. Verschwanden die Wirkungen von Vitaminen und Spurenelementen, konnte man sie mit Aminosäuren wieder erzielen. Daraus erkannte er, dass sich Aminosäuren, Spurenelemente und Vitamine gegenseitig für die Verwertung und Wirkung benötigen. Im Stoffwechsel sind alle Substanzen für die Funktion notwendig und wenn eine aus dem jeweiligen Wirkkomplex fehlt, können die anderen nicht mehr wirken, es entstehen Ungleichgewichte und Gesundheitsstörungen. Abhängig ist das natürlich auch von der Fähigkeit des Körpers die Substanzen zu speichern. Kalzium kann der Körper bis zu dreißig Jahre speichern, Vitamin B12 fünf Jahre, bei Magnesium zum Beispiel entsteht bei unzureichender Zufuhr relativ rasch ein Mangel. Aber auch durch Überschüsse an Substanzen bekam er Beschwerden. Er entdeckte immer subtilere Veränderungen, gerade auch in den Anfängen von Gesundheitsstörungen, die noch keine Krankheiten waren aber schon Störungen im Wohlbefinden auslösten.


Er beobachtete Veränderungen im äußeren Erscheinungsbild des Menschen, wie Veränderungen der Gesichtsfarbe, manchmal nur in Segmenten des Gesichtes, der Haut mit Wärmeabstrahlung oder Schweißneigung in bestimmten Arealen.  Es zeigten sich Verkrampfungen verschiedener Muskelgruppen, Veränderungen der Stimmbildung und der Stimmfärbung. Es kam zu Angstzuständen, aggressivem Verhalten, verschiedenen Reaktionsmustern gegenüber der Umwelt, Schwankungen der intellektuellen Leistungsfähigkeit oft bevor körperliche Mangelerscheinungen sichtbar wurden.

Die Fähigkeiten zur Konzentration, zum logisch-rationalen Denken, das musisch-künstlerische Schaffen und die schöpferische Ideenbildung wurden gefördert oder gestört.


Häufig konnte er von ihm entdeckte Wirkungen von Nahrungsstoffen in den biochemischen Abläufen nachvollziehen. Seine Arbeit war eine Verbindung zwischen rationaler Wissenschaft und Erfahrungswissenschaft.


Die kontinuierlichen Selbstversuche schränkten zunehmend seine Tätigkeit als Heilpraktiker ein, er hielt vermehrt Vorträge und Seminare in Deutschland, der Schweiz und Österreich und hatte eine Vortragstätigkeit an der pädagogischen Hochschule in Hamburg, wo er auch einige Studien zu dem Thema leitete.


Gleichzeitig setzte er seine Versuche mit den Folgen teilweise gravierender Vergiftungserscheinungen, fort. Immer getrieben von dem Willen das Wissen um die Ernährungszusammenhänge zu vermehren und ohne Rücksicht auf seinen Körper. Im Rahmen eines Versuches mit der Aminosäure Methionin zum Beispiel hatte er überall Quaddeln und Kollapszustände die fast an einen allergischen Schock erinnerten. Bei einem Versuch mit Folsäure entwickelte er einen krisenhaften Bluthochdruck und schwere Durchblutungsstörungen.


Als Folge der zahlreichen Versuche kam es zunehmend zu schweren gesundheitlichen Problemen und er erlitt einen Herzinfarkt mit zahlreichen Komplikationen. Als Folge all der Krankheiten und Experimente entwickelte sich eine zunehmende Demenz und er starb schließlich im Januar 2006 an einem erneuten Herzinfarkt.


Heinrich Tönnies war einerseits bodenständig und andererseits ein Esoteriker im wahren Sinne mit einer großen Sensibilität und Beobachtungsgabe. Er studierte nicht nur intensiv medizinische Literatur, sondern auch christliche, theosophische, buddhistische und jüdische Quellen. Häufig nennen sich Menschen Esoteriker, bei denen das Individuum im Zentrum steht, Tönnies aber diente immer der Sache und wollte der Gemeinschaft dienen. Personenkult lehnte er ab. Er war vielen Menschen nicht nur ein das Leben prägender Lehrer sondern auch in seinem Handeln ein Vorbild.